Bahntreffen mit Wartezeit

Seitdem ich diese BahnCard 100 habe, findet ein größerer Teil meines Lebens on the „rail“ statt. Heute ein besonders ambitioniertes Projekt: auf ein Bierchen treffen im Bordbistro. Wollte ja eigentlich bei betreffender Person in Berlin spontan heute Abend auf ein Bier vorbeischauen, doch siehe da: er war selbst unterwegs. Und zwar wundersamerweise grob in meiner Wahlheimat-Gegend. In Frankfurt wollte er dann in den Zug in Richtung gemeinsamer mittelfränkischer Pampa-Heimat steigen. Da dacht ich mir: kein Akt, dann treffen wir uns eben in Frankfurt und fahren zusammen mit dem Zug dorthin. Bierchen kann man ja, in geringerer Menge, auch im Zug erwerben und konsumieren – zu leider eher unerschwinglichen preisen (und auch nur becks-Plörre, leider). Gesagt, ausgemacht. Das war vor 3 Stunden. Ich sprang sofort in den nächsten EC in Koblenz, hätte in Mainz fast vergessen aus- und umzusteigen aus dem Zug Richtung Basel. Gespräch mit einem volltrunkenen, bierstinkenden Halbstarken über Gott und die Welt. Durfte mir alle drei Minuten das gleiche anhören, weil dann die Halbwertszeit seiner biergetränkten Hirnzellen offenbar abgelaufen war. Naja. Gibt trotz allem deutlich schlimmeres als diesen gesellen aus einem Internat in Bitburg auf der Fahrt nach Hause in Darmstadt.
Danach dann eine abenteuerliche Fahrt mit dem RE im stehen nach Frankfurt. Im Wagen, der zu 90% von einer Teenie-Reisegruppe zwischen 10 und 16 besetzt war. Diverse „deine mudda“-Sprüche und Aussagen a la „mein Handy is mehr wert als du!“ später durfte ich diesen kommunikativen jungen Menschen dann die Koffer runterhieven. Und dann endlich selbst aussteigen. Mittlerweile bin ich seit 75 Minuten in Frankfurt in der DB-Lounge und warte. Dank sei der DB für diese Lounges: kostenlose Getränke und kostenloses WLAN für die „wichtigen“ Fahrgäste mit comfort.status wie mich. Immerhin wird mir so nicht langweilig. Nur muss ich leider bald trotzdem hier raus: rauchen ist nämlich natürlich verboten… Und so bin ich jetzt mal gespannt, ob und wann der Kollege noch auftaucht. Da soll nochmal jemand über die Bahn meckern: soviel Verspätung wie in diesem Fall mit dem Auto hätte es selbst da wohl nicht gegeben…

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Eine Wochenend-Rundfahrt durch Deutschlands Südhälfte

Am vergangenen Wochenende wich ich mal von den ausgelatschten Wegen ab (oder viel mehr, von den normal befahrenen Schienen), und fuhr von Koblenz nicht nur nach Nürnberg, sondern erst nach München, und anschließend mit einem Zwischenaufenthalt in Nürnberg (und Umland) wieder zurück nach Koblenz. Überraschung 1: Von Koblenz ist man schneller in München (4:39 Stunden), wenn man über Mannheim und Stuttgart fährt, als wenn man über Frankfurt-Nürnberg fährt (5:09). Also, gelesen, getan – Umstieg in Mannheim stand auf dem Plan. Bis dahin hat auch alles wunderbar geklappt, der IC fuhr zwar in Koblenz fünf Minuten später als geplant (7:48 Uhr), aber in Mannheim war er dennoch pünktlich. Wie immer auf dieser Strecke war ich auf ein Neues schockiert, wie unglaublich hässlich Ludwigshafen daherkommt, wenn man mit der Bahn durchfährt. Auch die Bahnhöfe dieser zweitgrößten Stadt in RLP sehen irgendwie ziemlich verboten aus. Wenn ich die BC 100 und etwas Zeit habe, werde ich da wohl mal hinfahren müssen, um mir diese Stadt von Nahem anzuschauen und zu sehen, ob sie wirklich so unglaublich hässlich ist. Wie dem auch sei, in Mannheim war das Wetter unglaublich sch***e, richtig zugezogener Himmel, widerlicher Regen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Und dort durfte ich dann statt zehn gleich über 20 Minuten auf dem zugigen Bahnsteig stehen, weil der ICE nach München verspätet war – definitiv keiner der Umstiege, denen man etwas positives abgewinnen kann. Der Zug war auch gut voll, selbst die bahn.comfort-Sitze waren samt und sonders besetzt. Also gut, stehenderweise ins Bordbistro und Zeitung lesen, gibt schlimmeres. In Stuttgart, einem der im Bahnsteigbereich definitiv unästhetischsten Bahnhöfe, die ich bisher gesehen habe, ist es irgendwie immer ein komisches Gefühl – man fährt ja schließlich auch in einen der größten Zankäpfel Deutschlands, quasi den Geburtsort des sogenannten „Wutbürgers“. Der Bahnhof sieht allerdings vom Bahnsteig aus besser aus ohne den Südflügel, der bereits den Baggern zum Opfer gefallen ist – so kommt wenigstens etwas Licht herein in die Tristesse des Stuttgarter Hbf. Weiter gehts mit Halt in Ulm und Augsburg nach München, wo am Hauptbahnhof nach 2 Minuten verfrühter (!) Ankunft eine positive Überraschung auf mich wartete: Es gibt doch Raucherbereiche am Bahnsteig. Das war mir neu, dachte immer München wäre der einzige Hbf ohne diese Dinger. Weiterlesen

Zeit zum Umsteigen!

Noch ein Blog in den unendlichen Weiten des WWW – man könnte sich fragen „Wer braucht das schon?“. Nun, ob diesen Blog tatsächlich irgendjemand brauchen wird, das ist eine Frage, die ich weder selbst noch zu dieser Zeit beantworten kann. Aber wer weiß – vielleicht stellt sich ja wirklich heraus, dass es eine Leserschaft gibt für einen Blog, in dem ein Doktorand und freier Journalist sich über sein Umsteigen – im doppelten Sinne des Wortes – auslässt. Umsteigen bezieht sich dabei sowohl auf den graduellen Umsteig vom eigenen Auto auf die Verkehrsmittel des öffentlichen Nahverkehrs (im folgenden auch oft, wie gebräuchlich, als ÖPNV abgekürzt) sowie des Schienennah- und -fernverkehrs (gemeinhin als „Bahn“ bezeichnet, oder abgekürzt als SPNV/SPFV). Dieser Umstieg fand im vergangenen März mit dem Verkauf meines altehrwürdigen Golfs seinen Abschluss, nachdem ich bereits seit einem verhängnisvollen Tag im Dezember 2010, an dem sich eine Dachlawine auf selbigen Golf stürzte und einen Schaden von rund 2000 € (nicht eingerechnet das, wie der Franke so schön sagt „Gschieß“, oder hochdeutsch, die Scherereien) verursachte, testweise für die Zeit bis April lediglich die Öffentlichen benutzt hatte.

Zum Zweiten bezieht sich „Umsteigen“ natürlich auf eine Tätigkeit, die mit dem Umstieg vom Auto zu Bahn und Bus ganz selbstverständlich einhergeht – das Umsteigen von einer Linie in eine andere. Eine Tätigkeit, der man zunächst nicht viel Positives abgewinnen kann, und die in nicht wenigen Fällen die Gesamtfahrzeiten ruiniert und damit für viele Autofahrer einen wesentlichen Grund gegen das Umsteigen (im ersten Sinne) darstellt. In der Tat, umsteigen zu müssen kann eine dieser sprichwörtlichen „pains in the ass“ sein, besonders bei weniger gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzen, und bietet in der Tat wenige Vorteile. Manchmal, wenn auch zugegebenermaßen selten, gewinne ich diesen Umsteigevorgängen inzwischen aber sogar etwas Positives ab (wenn sie nicht zu lange dauern); man wird gezwungen, sich Orte und Gegenden für eine gewisse Zeit lang näher zu betrachten und kann dabei Interessantes entdecken (oder auch nicht), kann sich die Beine vertreten, die Sonne auf den Pelz scheinen lassen (falls diese ausnahmsweise mal scheint) oder eine rauchen – zumindest solange das noch erlaubt ist. Das sind zwar alles nur vergleichsweise geringfügige Vorteile, aber immerhin, erwähnt wollte ich sie einmal haben.

Um es also noch etwas kürzer und knapper zu sagen, hier werde ich berichten über meine Bus- und Bahnerfahrungen (positiver wie negativer Art) an den verschiedenen Orten Deutschlands (oder von anderswo, je nachdem wo es mich hinverschlägt), die ich so besuche. Viel wird es dabei gehen um die Gegenden um Koblenz und Nürnberg, da diese beiden Städte momentan meinen Lebensmittelpunkt als Exilfranke selbstgewählter Art darstellen. Da ich aber auch ansonsten ganz gut rumkomme, wird es hoffentlich auch für alle anderen Leser (so es denn welche geben sollte) nicht allzu langweilig. Es wird natürlich auch um Ideen, Vorschläge und Kritik allgemeiner Art gehen, und bald auch um den nächsten Umstieg, der mich erwartet: Den Umstieg von der Bahncard 50 und dem Monatsabo der KEVAG (zuständig für Nahverkehr in Koblenz) auf die „Mobility Bahncard 100“, die mir für ein Jahr freie Fahrt auf Deutschlands Schienen und auch auf den Buslinien von 119 deutschen Städten gewähren wird. Wie das ist, so ganz ohne Fahrkarte, und ob sich die alles andere als geringe Investition lohnt, auch das wird sicher spannend.

In diesem Sinne: Zeit zum Umsteigen, und Zeit für mich, über meine Bahnfahr-Experience dieses Wochenendes zu bloggen. Gute Zeit!